Einem Bericht der Universität Sydney zufolge ist etwa ein Drittel der weltweit verbreiteten Insektenarten vom Aussterben bedroht. Bei 41 Prozent der Arten sinken die Populationen. Immer mehr Bürgern wird bewusst, dass sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können. Sie können dazu einen insektenfreundlichen Garten gestalten, in dem die Tiere einen Lebensraum sowie ausreichend Nahrung finden. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie einen Insektengarten anlegen und welche Pflanzen sich dafür eignen.
Warum der Insektenschutz wichtig ist
Insekten übernehmen in der Natur eine wichtige Rolle. Längst nicht nur Bienen fungieren als Bestäuber für Pflanzen und sind somit entscheidend für eine erfolgreiche und ertragreiche Landwirtschaft. Je nach Region sind bis zu 25 Prozent der Agrarproduktion von tierischer Bestäubung abhängig. Künstliche Bestäubungsmöglichkeiten sind heute noch nicht wirtschaftlich flächendeckend einsetzbar.
Daneben sind Insekten eine wertvolle Nahrungsquelle für andere Tiere wie Vögel oder Igel. Gehen die Insektenpopulationen zurück, finden diese nicht mehr genügend Nahrung.
Insektenfreundlicher Garten: 10 Tipps für Ihren Insektengarten
Mit einem insektenfreundlichen Garten schaffen Sie die Grundlage für mehr Artenreichtum in Ihrer Umgebung und einen natürlichen Lebensraum für die Tiere. Doch wie können Sie Ihren Garten insektenfreundlich gestalten? Die folgenden Tipps helfen Ihnen, Ihren Garten optimal für die Tierwelt vorzubereiten.
Tipp #1: Auswahl insektenfreundlicher Stauden und Pflanzen
Wählen Sie insektenfreundliche Stauden, die im Idealfall das ganze Jahr über Nahrung für die Tiere liefern. Dabei kommt es darauf an, sich für die richtigen Sorten zu entscheiden, denn längst nicht alle Arten von Blüten bieten den Tieren Nahrung. Sogenannte gefüllte Blüten sind zwar schön anzusehen, jedoch für Insekten auf Nahrungssuche nicht oder nur schwer zugänglich. Dies ist beispielsweise bei Chrysanthemen, Pfingstrosen, Rosen, Dahlien oder Astern der Fall. Entscheiden Sie sich deshalb am besten für heimische Stauden mit ungefüllten Blüten oder auch für nichtheimische Pflanzen, die den Tieren Nahrung bieten.
Unter anderem eignen sich die folgenden insektenfreundlichen Pflanzen und Sträucher:
Pflanzenart | Beispiele |
Dauerhafte Stauden |
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Zweijährige insektenfreundliche Pflanzen |
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Einjährige Blumen |
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Blütensträucher |
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Tipp #2: Bodendecker als insektenfreundliche Pflanzen
Bodendecker sind für Gartenfreunde ohnehin praktisch, denn sie halten das Unkraut in Schach und sehen das ganze Jahr über dekorativ aus. Zugleich sind sie pflegeleicht, meist nicht anspruchsvoll und auch für schattige oder halbschattige Standorte geeignet. Insekten profitieren von einem reichhaltigen Nahrungsangebot und einer Erweiterung ihres natürlichen Lebensraums.
Geeignet sind für einen insektenfreundlichen Garten unter anderem diese Bodendecker:
- Golderdbeere
- Sand-Thymian
- Elfenblume
- Frauenmantel
- Storchschnabel
- Waldhainsimse
- Mauerpfeffer
- Immergrün
Tipp #3: Organische Dünger
Pestizide entziehen Insekten die Lebensgrundlage und töten sie. Sie stellen einen tiefen Eingriff in das natürliche Gleichgewicht dar. Verzichten Sie deshalb in Ihrem insektenfreundlichen Garten komplett auf chemische Pflanzenschutzmittel oder Düngemittel. Mitunter erreichen Sie denselben Effekt, indem Sie natürliche Düngemittel wie etwa Pflanzenjauchen, eine Gründüngung oder Kompost einbringen. Diese sind für die Pflanzen- und Tierwelt deutlich besser verträglich und fördern mit wertvollen Nährstoffen sogar das natürliche Bodenleben.
Tipp #4: Totholz im insektenfreundlichen Garten
Je aufgeräumter ein Garten ist, desto eingeengter sind die Lebensräume für Insekten. Dabei bietet gerade Totholz eine entscheidende Grundlage als Nahrungsquelle und Unterschlupf. Wichtig ist dies neben Wildbienen und Wespen auch für holzfressende Käfer, Igel, Singvögel, Erdkröten, Blindschleichen oder Spitzmäuse. Zudem bilden sich an Totholz häufig Baumschwämme, die wiederum Lebensgrundlage für einige Insektenarten darstellen.
Tipp #5: Laubhaufen als Winterquartier
Laubhaufen bilden für Igel die Basis für ein geschütztes Winterquartier. Daneben überwintern hier viele Insekten. Türmen Sie deshalb im insektenfreundlichen Garten das Laub zu großen Haufen auf. Die Insekten bauen diese schließlich ab und es entsteht wertvoller Humus, mit dem Sie wiederum Ihren Garten unterstützen.
Tipp #6: Licht aus
Stromsparende LED-Technik, Gartenleuchten mit Solar – seit diese Technologien erschwinglich geworden sind, häuft sich in Gärten eine Vielzahl an Leuchten und Lichtquellen. Das Problem ist nur: Diese stören den Tag- und Nachtrhythmus von Insekten und anderen Tieren. Leuchten die Lampen die ganze Nacht lang, kommen die Tiere nicht zur Ruhe und verenden früher oder später an der anhaltenden Erschöpfung.
Natürlich spricht nichts gegen eine schöne Gartenbeleuchtung. Sorgen Sie jedoch am besten dafür, dass diese nach der Dämmerung nur kurz brennt und zu späterer Stunde vollständig abgeschaltet wird. Oder reduzieren Sie die Menge an Leuchten, sodass Ihr Garten für die Tiere auch Bereiche in völliger Dunkelheit bietet.
Tipp #7: Garten mit wilden Ecken insektenfreundlich gestalten
Einen insektenfreundlichen Garten zu gestalten, bedeutet nicht, vollständig auf Ordnung zu verzichten. Richten Sie doch stattdessen eine wilde Ecke ein. Hier kann sich die Natur in aller Ruhe ausbreiten, während Sie den Rest des Gartens nach Ihren Vorstellungen gestalten. Wenn Sie diese Ideen verfolgen, wird sich ihr Insektengarten schnell mit Leben füllen:
- Verzichten Sie darauf, den Rasen regelmäßig zu mähen, um den Lebensraum der Tiere nicht zu stören.
- Lassen Sie Wildkräutern ihren Raum und jäten Sie das Unkraut nicht.
- Räumen Sie das Herbstlaub nicht weg, sondern lassen Sie es als wertvolle Zuflucht und Nahrungsquelle für die Tierwelt liegen.
- Pflücken Sie Blüten und Früchte nicht von Sträuchern und Bäumen, sondern belassen Sie sie für die Tiere am Ast.
Tipp #8: Kräuter als Nahrungsquelle
Kräuter, die wundervolle Blüten ausbilden, ziehen Insekten an. Insbesondere Bienen und Wildbienen bevorzugen Kräuter wie:
- Lavendel
- Oregano
- Thymian
- Salbei
- Borretsch
- Zitronenmelisse
- Ysop
Auch bestimmte Wanzenarten lieben Kräuter, etwa Fenchel oder Dill.
Tipp #9: Trockenmauern als Rückzugsort für Insekten
Bauen Sie eine dekorative Trockenmauer, ob freistehend oder im Randbereich Ihres insektenfreundlichen Gartens. Dazu schichten Sie die Steine ohne Bindemittel übereinander. Dabei entstehen ungleichmäßige Zwischenräume und Hohlräume. Hier siedeln sich Insekten und Kleintiere an. Außerdem wachsen hier Wildpflanzen.
Wählen Sie den Standort der Trockenmauer so, dass im Sommer die Sonne darauf scheint. Die Steine speichern die Wärme und bilden so eine gute Grundlage für die Ansiedlung wärmeliebender Insekten wie bestimmte Schmetterlingsarten, Heuschrecken oder Libellen.
Tipp: Denselben Effekt erreichen Sie mit einem einfachen Steinhaufen, unter dem Insekten einen sicheren Rückzugsort finden.
Tipp #10: Begrünte Wände
Begrünen Sie Wände in Ihrem insektenfreundlich gestalteten Garten mit Kletterpflanzen. Es muss nicht unbedingt Efeu sein – auch andere Kletterpflanzen wie die amerikanische Pfeifenwinde, die chinesische Klettertrompete oder Gelber Winterjasmin bilden für die Tiere wertvollen Lebensraum und Nahrung.
Gestalten Sie Ihren Garten insektenfreundlich
Einen Garten insektenfreundlicher zu gestalten, muss kein umfangreiches Projekt sein. Schon mit kleinen Maßnahmen wie etwa dem Auftürmen von Laubhaufen, weniger Licht bei Nacht oder geplant gepflanzten Kräutern erreichen Sie verbesserte Lebensbedingungen für die Tiere und eine schützende Umgebung, in der sie sich ansiedeln und ihre Population vergrößern können. Nutzen Sie doch gleich Ihre nächste Zeit im Garten, um die ersten Maßnahmen umzusetzen. So beugen Sie dem Insektensterben vor und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.