Ihr heimischer Garten ist Ihre persönliche Idylle zum Entspannen und für den nachhaltigen Anbau von Obst und Gemüse. Zugleich ist er aber auch Ihre Chance, einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität zu leisten. Das ökologische Gleichgewicht in unserem Garten und auf der ganzen Erde beruht auf der Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was Biodiversität ist und wie Sie in Ihrem Garten die Biodiversität durch Artenvielfalt fördern.
Definition: Biodiversität einfach erklärt
Der Begriff Biodiversität setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Bios steht im Griechischen für „das Leben“, Diversitas im Lateinischen für „die Vielfalt“. Man fasst damit alle lebenden Organismen, Ökosysteme und Lebensräume auf der Erde zusammen. Vereinfacht gesagt umfasst die Biodiversität mehrere Aspekte:
- die taxonomische Artenvielfalt – die vielen verschiedenen Arten von Tieren, Mikroorganismen und Pflanzen
- die genetische Artenvielfalt – also die Unterscheidung von Tieren und Pflanzen derselben Rasse (z. B. gelbe und rote Tulpen, große und kleine Spinnenarten)
- die ökologische und funktionale Vielfalt – also die vielfältigen Lebensräume, in denen Mensch, Tier, Pflanzen und weitere Organismen ihre Lebensgrundlage finden
Biodiversität vs. Artenvielfalt – was ist der Unterschied?
Der Begriff Artenvielfalt beschreibt genau genommen lediglich die Anzahl an Arten von Organismen. Sie ist lediglich ein Teilaspekt der Biodiversität. Der Begriff der Biodiversität reicht somit deutlich weiter.
Warum ist Biodiversität wichtig?
Der Weltnaturschutzunion (IUCN) zufolge gibt es im Vergleich zum Jahr 2.000 rund doppelt so viele bedrohte Arten auf der Roten Liste. Weltweit sind rund 40 Prozent der Insektenarten vom Aussterben bedroht. Nun könnte man sich denken: „Was interessiert es mich, ob die Eintagsfliegen aussterben – sie sind ohnehin recht lästig“. Dies wäre jedoch zu kurz gedacht. Denn der Verlust einer einzelnen Art bedeutet vielleicht für den einzelnen noch keine schwerwiegenden Folgen. Doch jedes Tier und jede Pflanze hat in unserem Ökosystem eine Aufgabe. Kann es diese nicht mehr erfüllen, kann dies verheerende Folgen für das gesamte System haben.
Ein gutes Beispiel dafür sind etwa die Bienen, die in den letzten Jahren vermehrt thematisiert werden. Etwa 80 Prozent der Blütenpflanzen und 90 Prozent der Obstbäume werden weltweit von der Honigbiene bestäubt. Würde sie aussterben, hätte dies starke Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung des Menschen.
Daneben gibt es viele weitere Gründe, warum die Biodiversität für den Menschen wichtig ist:
- Die Medizin profitiert von der Vielfalt an Pflanzenarten, die zur Herstellung von Arzneien und zur Behandlung von Krankheiten und Leiden verwendet werden.
- Die Artenvielfalt in der Natur sichert eine abwechslungsreiche Lebensmittelversorgung des Menschen.
- Die Biodiversität sorgt durch die Filterfunktion bestimmter Pflanzen für sauberes Trinkwasser und für den Schutz vor Überschwemmungen.
- Die Biodiversität bremst den Klimawandel, etwa indem Pflanzen Kohlenstoff speichern.
- Die genetische Vielfalt macht Pflanzen und die Tierwelt robuster und schützt sie vor Schädlingen oder Krankheiten.
Ein Ökosystem ist ein empfindliches Gleichgewicht. Durch das Aussterben von Tier- oder Pflanzenarten gerät dieses aus der Balance – mit ungeahnten Folgen.
Ursachen für das Artensterben
Viele der Ursachen für das Sterben der Arten und die verringerte Biodiversität sind hausgemacht. Der Mensch ist mit seinem egoistischen Verhalten der wichtigste Treiber für diese unerwünschte Entwicklung. Ursachen sind etwa:
- Zerstörung von Lebensräumen, Versiegelung von Flächen durch die Schaffung von Nutzflächen und Wohnraum
- übermäßige Jagd (z. B. Überfischung der Weltmeere)
- Klimawandel durch den massiven Ausstoß von Treibhausgasen und Schadstoffen
- Entwaldung
- Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen (z. B. durch Monokultur)
Biodiversität im Garten und auf dem Balkon: So fördern Sie die Artenvielfalt
Natürlich können Sie das Artensterben und den Klimawandel nicht im Alleingang aufhalten. Dennoch haben Sie die Chance, mit einer durchdachten Gestaltung von Terrasse, Balkon und Garten die Biodiversität zu fördern. So leisten Sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt. Die folgenden Tipps zeigen: Selbst mit einfachsten Mitteln können Sie Großes erreichen.
Biodiversität fördern durch die richtige Pflanzenauswahl
Blühpflanzen sind in Ihrem Garten eine wichtigste Nahrungsgrundlage für viele Insekten. Zum Schutz der Biodiversität pflanzen Sie Frühblüher und Herbstblumen. Im Sommer finden die Tiere meist problemlos Nahrung. Mit den richtigen Pflanzen verlängern Sie den Zeitraum deutlich, in dem sich die Insekten selbst versorgen können, weil immer etwas blüht. Typische Vertreter:
- Frühblüher: Blüte schon im Februar und März, beispielsweise Schneeglöckchen, Krokusse und Osterglocken
- Herbstblumen: Blüte bis spät in den Herbst hinein, z. B. Astern, Sonnenblumen, Fetthenne (mehrjährig), Herbst-Anemonen, Dahlien (ungefüllt)
Achten Sie außerdem bei der Auswahl der Pflanzen darauf, dass sie den Insekten auch tatsächlich Nahrung bieten. Insbesondere Blumen mit gefüllten Blüten haben kaum einen Nährwert. Vermeiden Sie deshalb etwa Stockrosen oder Chrysanthemen sowie Gartentulpen oder Forsythien. Besser geeignet sind:
Blühende Kräuter | Bienenfreundliche Pflanzen |
· Salbei
· Rosmarin · Majoran · Thymian · Oregano |
· Lavendel
· Schargarbe, · Kapuzinerkresse · Glockenblumen · Kornblumen · Verbene · Löwenmäulchen |
Schmetterlinge profitieren von Nektarpflanzen wie Blaukissen, Lavendel, Flammenblumen, Steinkraut oder Bartblumen.
Einheimische Pflanzen statt exotische Hecken
Vermeiden Sie bei der Heckenbepflanzung bei uns nicht heimische Gehölze wie Kirschlorbeer oder Thuja. Einen höheren Nährwert für die Tierwelt haben Hecken aus Wacholder, Wildrosen, Felsenbirne, Holunder oder Weißdorn sowie Brombeeren oder Stachelbeeren.
Mehr Artenvielfalt durch Totholzhecken
Wenn Sie Ihre Obstbäume zurückschneiden, entsorgen Sie den Baumschnitt nicht, sondern schlichten ihn zu einer Totholzhecke auf. Sie dient nicht nur als Nahrung und Baumaterial für Insekten und Vögel, sondern bietet im Winter auch anderen Tieren Unterschlupf, beispielsweise Igeln.
Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel
Schädlinge wie Blattläuse oder die Weiße Fliege lassen sich neben chemischen Pflanzenschutzmitteln auch mit natürlichen Hausmitteln bekämpfen, beispielsweise mit Seifenlauge, Pflanzenöl oder Brennnesseljauche. Auch die Ansiedlung natürlicher Fressfeinde kann Erfolg bringen. So verzichten Sie auf Pestizide, die großen Schaden im Ökosystem anrichten.
Tierfreundliche Beleuchtung Ihres Gartens
Viele Insekten und Tiere sind nachtaktiv. Eine starke Beleuchtung in Ihrem Garten irritiert sie und zerstört ihren Lebensraum. Achten Sie daher bei der Beleuchtung auf folgende Besonderheiten:
- gezielte Beleuchtung der tatsächlich benötigten Bereiche
- weniger helle Leuchtmittel
- Verzicht auf blaues Licht, besser bernsteinfarbenes oder warmweißes Licht
- nur bedarfsorientierte Beleuchtung (z. B. mit Bewegungsmeldern)
- nach unten gerichtetes Licht
Biodiversität im Garten und auf dem Balkon fördern: So einfach geht’s
Sie sehen: Die Artenvielfalt zu fördern ist erstaunlich einfach und oft sogar ohne Mehrkosten umsetzbar. Greifen Sie sich die Maßnahmen heraus, die am besten zu Ihnen und Ihrem Garten passen und setzen Sie sie sukzessive um. So genießen Sie Ihren Garten mit dem guten Gefühl, sich für die Umwelt und den Erhalt der Biodiversität eingesetzt zu haben.
Quellen:
https://www.goclimate.de/statistik/biologische-vielfalt/