Fledermäuse mögen es gerne dunkel – aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit meiden sie Tageslicht und sind nachtaktiv. Deshalb wissen viele lange Zeit gar nicht, dass sie Tür an Tür mit den kleinen Tieren leben. Haben Sie jedoch eine Fledermaus am Tag gefunden, benötigt sie wahrscheinlich Hilfe. Welche Schritte Sie jetzt ergreifen sollten, um dem Tier zu helfen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Kleine Fledermaus gefunden: Wann ist Hilfe nötig?
Kleine Fledermäuse sind oft noch völlig hilflos. Sie sind blind, können in den ersten Lebenswochen noch nicht fliegen, haben noch kein (voll ausgeprägtes) Fell und kühlen daher schnell aus, wenn sie nicht gewärmt werden. Auch die typische kastenförmige Körperform entwickelt sich erst mit zunehmendem Alter. Haben Sie im Zeitraum zwischen Ende Mai und Mitte Juli eine Baby-Fledermaus gefunden, können Sie davon ausgehen, dass das Jungtier Hilfe benötigt. Es verlässt sein Quartier, wenn es von der Mutter getrennt wird.
Fledermaus richtig sichern: Denken Sie an Ihre eigene Sicherheit
Fassen Sie eine gefundene Fledermaus möglichst nicht mit bloßen Händen an. Zum einen kann sie mitunter schmerzhaft zubeißen und so schwere Verletzungen verursachen. Zum anderen können die Tiere in selteneren Fällen Überträger des Tollwut-Erregers sein. Denken Sie daher unbedingt an Ihre eigene Sicherheit. So gehen Sie richtig vor, wenn Sie eine gefundene Fledermaus aufnehmen möchten:
- Tragen Sie Arbeits- oder Gartenhandschuhe, um Bissverletzungen vorzubeugen
- Nutzen Sie ein Stofftuch, das Sie um das Tier legen. Sie können die Fledermaus dann im Zangengriff mit beiden Händen hochnehmen.
- Legen Sie die Fledermaus anschließend in einen Pappkarton mit Deckel. In diesen integrieren Sie einige Luftlöcher – jedoch nicht so große, dass das Tier entkommen könnte.
Beobachten Sie nun, wie sich die Fledermaus verhält. Scheint sie eher munter und flugfähig zu sein? Oder erscheint sie gesundheitlich angeschlagen? Für die später eingeschaltete Wildtierhilfe sind diese Informationen entscheidend, um die nächsten Schritte korrekt einzuleiten.
Muntere Fledermaus gefunden: in die Freiheit entlassen
Hat sich die Fledermaus offensichtlich nur in Ihr Haus verirrt und entkommt aus ihrem unfreiwilligen Gefängnis nicht mehr? Dann öffnen Sie die Fenster und Türen. Meist findet sie den richtigen Weg ins Freie von selbst. Trotz ihrer Lichtempfindlichkeit können Sie das auch tagsüber tun. Die Tiere finden das Tageslicht zwar unangenehm, es schadet ihnen aber auch nicht, wenn sie tagsüber den Weg zu ihrem gewohnten Quartier zurücklegen.
Geschwächte Fledermaus gefunden – was tun?
Ist die Fledermaus offenbar geschwächt, sollten Sie sie zunächst auf ihren Gesundheitszustand untersuchen. Mögliche Warnzeichen sind etwa:
- sehr langsame Bewegungen
- niedrige Körpertemperatur (am besten am Rücken des Tiers fühlbar)
- geschwächter Allgemeinzustand
- Kältestarre (z. B. bei Nahrungsmangel)
- keine Flugfähigkeit
- Knochenbrüche oder offene Wunden
- eingefallene Stellen unterhalb der Rippen
- Parasitenbefall
So verhalten Sie sich richtig, wenn Sie eine Fledermaus gefunden haben:
- Bei offensichtlichen Verletzungen suchen Sie mit dem Tier einen Tierarzt auf.
- Tiere in einer Kältestarre benötigen bis zu 45 Minuten, um ihre korrekte Körpertemperatur von 37°C wieder zu erreichen. Bringen Sie die Fledermaus in einen Raum mit Zimmertemperatur oder etwas kühler, beispielsweise in einen Kellerraum.
- Bieten Sie dem Tier Wasser zu trinken an, etwa mithilfe eines Pinsels oder eines Wattestäbchens. Achtung: Die Nasenlöcher müssen frei bleiben, sonst droht Erstickungsgefahr.
- Als Nahrung eignen sich lediglich lebende Mehlwürmer (alternativ frisch ausgedrückt). Diese erhalten Sie im Zoofachhandel und verabreichen sie mit einer Pinzette. Nicht geeignet sind Kuh- oder Katzenmilch, andere Insekten, Früchte oder Hackfleisch. Damit belasten Sie den geschwächten Körper zusätzlich.
Gefundene Fledermaus zurückführen?
Je nach Gesundheitszustand der gefundenen Baby-Fledermaus kann eine Rückführung zur Mutter mithilfe eines sogenannten Babydoms versucht werden. Dabei füllen Sie eine PET-Flasche mit warmem Wasser, um das Jungtier in einer Waschwanne zu wärmen. Hat es zuvor etwas getrunken, sollte es kräftig genug sein, um während der Nachtstunden nach der Mutter zu rufen. Im Idealfall holt diese ihr Jungtier ab. Gelingt dieser Rückführungsversuch nicht, sollte die Baby-Fledermaus jedoch umgehend in eine geeignete Pflegestelle gebracht werden.
Kontaktieren Sie einen Fledermausexperten, um die weiteren Schritte zu besprechen. Die Fachleute wissen, ob das Tier in eine Fledermauskolonie umgesiedelt werden muss und wie Sie ihm helfen können. Eine gute Anlaufstelle ist etwa die NABU-Fledermaushotline, die Sie unter 030/284 984 5000 erreichen. Hier hilft man Ihnen auch mit regionalen Ansprechpartnern weiter.